Beschreibung
„Die Gedichte des großen Barockdichters Daniel Casper von Lohensteins waren bis dato in keiner greifbaren Leseausgabe verfügbar. Dies galt in besonders bedauerlicher Weise auch für das Gedicht »Venus«, in welchem die deutsche Barocklyrik unbestreitbar ihren Höhepunkt erreicht.
Es erschien posthum 1695 in der berühmten Anthologie des Benjamin Neukirch: »Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster theil nebst einer vorrede von der deutschen Poesie«.
Mit seinen fast zweitausend Versen ist es ein Schwall expressiver Bilder und Rhythmen, ein Kompendium poetischer Verfahren und Figuren, ein Glanzstück mythologischer Phantasie. Beachtenswert ist die auf sinnliche Überwältigung des Lesers ausgerichtete Gesamtkomposition mit ihren hyperbolischen Kulmi- nationspunkten und sich stauenden Concetti. Auf welch kunstvolle Weise variiert Lohenstein mit Hilfe von zahllosen Zeilensprüngen und Parenthesen die Längen der Perioden. Gleiches gilt auch für das Metrum, welches keinesfalls hölzern, sondern stets beschwingt, wenn nicht gar rauschhaft wirkt. Die Versfüße (insbesondere jene vor der obligatorischen Zäsur in der Mitte) werden oft lustvoll aus steifen Jamben in fließende Päone verwandelt. Dieses unentwegte Auflösen des starren Korsetts von innen heraus unterscheidet Lohenstein gravierend von Andreas Gryphius – geht aber auch weit über die formalen Experimente eines Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, eines Heinrich Mühlpfort oder sogar eines Hans Aßmann von Abschatz hinaus.“
(Herausgeber Alexander Nitzberg in seinem Nachwort)