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Hirn mit Ei. Eskapaden aus Wien

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Inhalt

Beschreibung

Herbert Maurers Erkundungen der österreichi­schen und der Wiener Seele können als Überprüfung der historischen wie auch der aktuellen austria­kischen DNA gelesen werden: über den Beet­­hoven­gang in Wien spazieren wir aus dem pannonischen Teil Österreichs – mit Erör­terungen zur Kaffee-, Wienerlied-, Totenkult-­Kultur – bis zur Schmalz- und Festspielkultur Richtung Westen.

Der Autor widmet sich tages­poli­tischen Fragen („berittene Polizei“ u.ä.) und beschreibt mentalitätsspezifische Rituale wie das inszenierte Beten von Politikern („Österreichs katholische Antwort auf die Krise“) als Einübung in die Scheinheiligkeit; er singt ein Loblied auf die Typographie als „österreichische Einübung in die Distanz“ und er untersucht die Differenz zwischen Schönheit und Eleganz der österreichischen Verfassung und dem Abartigen und Verdrängten der Verfassung des Österreichischen.

Ein sehr höflicher Berliner Bub in Potsdam hat mir gegenüber so im Vorbeigehen vermeldet: „Ich hab in mich hinein geschissen“. Was hätte wohl der Philosoph auf dem Thron, der Alte Fritz dazu gesagt? Voltaire hätte es verstanden, aber: Was hätte er verstanden? Vielleicht den Ausdruck einer besonderen Form der Disziplin von Kindesbeinen an, eine radikale Form der Selbstreflexion, ungewickelt, aber dadurch sehr entwickelt. Das „Wieso“ (des Scheißens) ist gar nicht wichtig, es handelt sich um die ästhetisch-zivilisatorische Geste, diesen Hang zu Autonomie und Autarkie – oder?

(…) Der Wiener hingegen ist dem anderen Extrem zugeneigt, dem absoluten Vergessen. Was immer auch gegessen worden sein könnte, in welcher Laune und mit wem auch immer, genau das verschwindet in diesem „absoluten Jetzt“ auf Nimmerwiedersehn, der fatale oder erlösende Effekt der Sturzspülung. Während der Berliner nicht selten Gefahr läuft, von der äußerst konsistenten Festplatte seiner Erinnerung (dem Berliner Hirn) beinahe erschlagen zu werden, hat es der Wiener darauf angelegt, seine Festplatte (das Wiener Hirn) in unregelmäßigen Abständen zu löschen, vor allem durch das eine oder andere Viertel beim Heurigen. Deshalb ist die kindliche Philosophie des Wiener Buben („mia hams ins Hirn gschissen“) in diesem Zusammenhang eine Art hermeneutischer Treppenwitz. (aus: Denken oder Spülen. Der Unterschied zwischen Wien und Berlin im „absoluten Jetzt“ – ein Versuch über die Scheiße als Kulturgut)

Herbert Maurer, geb. 1965 in Wien, studierte Altphilologie, Theologie und Sprachwissenschaften in Wien, Venedig, Köln,
Bilbao und Jerevan. Lebt als Schriftsteller und Übersetzer (Italienisch, Armenisch, Altgriechisch etc.) in Wien.
Im Klever Verlag erschien 2015 Und Gott spricht Armenisch bzw. 2017: Byron schwimmt und ertrinkt in seinem Zimmer.

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